Der Tilsiter bekommt seine verdiente Schweizer Heimat

Im letzten Teil der Serie haben wir erfahren, wie der Tilsiter zu seiner Heimat kam, wenn auch mit einer kleinen List. In der ganzen Schweiz war nun also bekannt, dass der Tilsiter ursprünglich aus Ostpreussen, aus Tilsit, dem heutigen russischen Sowetsk stammte. Otto Wartmann brachte den Tilsiter 1899 auf den Holzhof, wo er heute noch in der fünften Generation mit viel Herzblut hergestellt wird. Um dem Tilsiter seine verdiente Schweizer Heimat zu geben, wurde am 1. August 2007 die Ortschaft Tilsit auf dem Holzhof im thurgauischen Amlikon-Bissegg gegründet.

1500 Gäste erlebten an diesem Brunch auf dem Holzhof eine hochemotionale Gründungsfeier, die durch eine Delegation von Überlebenden der Vertreibung aus Tilsit im Zweiten Weltkrieg aufgewertet wurde. Von Schweizer Seite waren ein Bundesrat, hochrangige Vertreter von Bauernorganisationen sowie kantonale und kommunale Politiker anwesend. In den Folgejahren wurde der 1. August weiterhin als Geburtstag des Schweizer Tilsiters auf dem Holzhof gefeiert. Eine Partnerschaft mit der Stadt Sowetsk, natürlich immer begleitet und angereichert mit den jeweiligen Persönlichkeiten, wurde formell beschlossen und im Rahmen der Möglichkeiten gepflegt. Ein mehr als charmantes Detail aus dieser Beziehungspflege ist, dass sich der damalige Tilsiter-Switzerland-Geschäftsführer in eine Sängerin eines Chors aus Sowetsk verliebte, als diese Gruppe als Gastprogramm auf dem Holzhof auftrat. Die beiden sind noch heute glücklich verheiratet. Selbstredend ist, dass diese Tilsiter-Geburtstagsfeiern am 1. August immer auch für die Medien dankbare Ereignisse waren und so dem Tilsiter im redaktionellen Umfeld zu einer gewissen Relevanz verhalfen.

Parallel dazu wurde jeweils auf dem Holzhof der MeisterTilsiter gekürt. Tilsiter hatte schon immer im Rahmen der Qualitätskontrolle die Leistungen der Tilsiter-Käser bewertet. Die zuständige Werbeagentur hat dann vorgeschlagen, diese Bewertung öffentlich zu machen, ja, richtig zu zelebrieren. Eine Publikums- und Fachjury hat jeweils an den Geburtstagsfeiern von Tilsiter auf dem Holzhof den jeweiligen Meister gekürt. Schwingerkönig Jörg Abderhalden war während mehreren Jahren Tilsiter-Botschafter und beispielgebende Ikone für den Meister. Höhepunkt der Zusammenarbeit mit Jörg Abderhalden hätte eigentlich das Eidgenössische Schwingfest 2010 in Frauenfeld sein sollen. Ein Vertrag von Migros mit Jörg Abderhalden machte Tilsiter jedoch einen Strich durch die Rechnung. Tilsiter verzichtete damals auf einen pointierten Auftritt am Eidgenössischen Schwingfest.

 

Im nächsten Teil unserer Serie blicken wir schon auf 125 Jahre bewegte Tilsiter-Geschichte zurück. Das wurde 2018 mit einem Festanlass gefeiert, der einige überraschende Momente bot.