Unsere Landwirte – «Öberäfahre» mit der Familie Tischhauser

Familie Tischhauser aus Krummenau liefert das ganze Jahr ihre Milch an die Käserei Habegger in Neu St. Johann. Ich durfte die Familie bei ihrem Highlight begleiten: dem «Öberäfahre». So nennt man es, wenn die Sennen im Mai/Juni mit ihrem Vieh auf die Alp ziehen und im Spätsommer wieder zurück ins Tal kommen. Während des Sommers sind die Kühe der Familie Tischhauser auf der Voralp im Hemberg und später auf der Hochalp Sellamatt.

«Öberäfahre» – das Highlight der ganzen Familie

Endlich ist es so weit! Das Wetter sieht konstant aus, die Weiden in der Voralp in «Wald» – einem Weiler im Hemberg – sind für die nächsten Wochen bereit, um abgegrast zu werden.

Ich bin mittendrin im Familiengeschehen: Die älteste Tochter Claudia freut sich, dass es jetzt doch noch geklappt hat und sie es sich zeitlich einrichten konnte. Mit dabei ist ihr Freund Adi. Auch Sandra die jüngste Tochter und ihr Freund Lukas sind Teil des Aufzuges. Traditionell führt der Geissbub den Zug an, dicht hinter ihm die Appenzeller-Ziegen und das Geissmeitli. Dahinter folgt Werner, Ritas Bruder: Er führt die drei «Schellenkühe» an. Dicht dahinter Markus, der jüngste Sohn der Familie, mit einem guten Freund Marco, Adi und Lukas, dahinter folgen die Töchter und traditionell am Schluss der «Senn»: Hansueli Tischhauser.

Matthias, der älteste Sohn, fährt bereits los, um die Tiere auf der Alp zu empfangen. Ich fahre mit Rita voraus, um die entgegenkommenden Verkehrsteilnehmenden aufzuhalten und die Strasse wo nötig abzusperren.

Wunderschöne Landschaft – wie gemalt und dennoch echt

Wir starten mit 5 Appenzellergeissen, 23 Kühen, 6 Rindern und 6 Kälbern ab dem Hof der Familie Tischhauser in Krummenau und dürfen die wunderbare Sicht auf die Churfirsten geniessen. Der Weg führt uns an saftigen Wiesen und hügliger Landschaft vorbei – es wirkt alles wie gemalt und ist dennoch echt. Einfach eine wunderschöne Natur!

Die Nachbarschaft freut sich genauso über dieses jährliche Event: Sie steht am Strassenrand und verfolgt das traditionelle Geschehen. Es klingt nach Heimat und ist auch etwas fürs Auge. Eifrig werden Fotos und Videos gemacht – für die Erinnerungen und die Medien. Insgesamt neun Kilometer Weg werden wir zurücklegen. Über Verpflegung müssen wir uns dabei keine Gedanken machen – das wird von den Bekannten und Anwohnern übernommen, immer wieder stehen sie Getränke «usehäbend» am Wegrand.

Nach drei Stunden kommen wir auf der Voralp in Wald an. Die Kühe, Rinder, Kälber und Geissen werden auf die verschiedenen Wiesen verteilt. Die Freude und Erleichterung steht nicht nur der Familie Tischhauser ins Gesicht geschrieben, auch die Tiere scheinen sich zu freuen. Jetzt darf noch etwas gegrast werden, bis sie in den Stall geführt werden.

Es ist ein Ort, an dem man verweilen kann: weite Blicke bis nach St. Gallen, zum Alpstein und zu den Churfirsten. Einfach wunderschön und bemerkenswert, wie schön diese Gegend ist.

Bereits zum 30. Mal

Zwischenzeitlich dazugestossen ist Hansueli aus Matt, der «Götti» von Rita. Die Voralp wurde ihnen von einem Bekannten angeboten, der Nachbar von «Götti-Hansueli». Zur damaligen Zeit war es etwas Aussergewöhnliches, einem nicht ortsansässigen Bauern die Alp zu verpachten. Kurz darüber schlafen mussten damals auch Rita und Hansueli, haben das Angebot aber dankend angenommen und kommen seither jedes Jahr mit ihren Tieren hier hoch – nun schon zum 30. Mal.

Sechs Wochen Voralp – danach auf die Hochalp Sellamatt

Die Tiere bleiben jetzt für circa sechs Wochen hier, bis sie dann auf die Alp «Sellamatt» kommen. Während dieser Zeit fährt Hansueli jeden Tag in der Früh hoch, um die Kühe zu melken und die Tiere zu versorgen. Die Milch wird dann hinunter zu Rolf und Heinz Habegger nach Neu St. Johann gebracht. Während der Hochalpzeit auf der Sellamatt fahren Rita und Hansueli jeweils am Abend hoch und übernachten auf der Alp, am Morgen wird dann gemolken und Hansueli bringt die Milch wieder hinunter, damit sie zu feinem Tilsiter-Käse verarbeitet werden kann.

Zum Abschluss ein feines Chäsplättli und ein kaltes Bier

Nach getaner Arbeit fahren wir alle zusammen zurück auf den Hof, um ein feines Chäsplättli und ein kaltes Bier zu geniessen und die Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Alle sind zufrieden, der eine oder andere ist schon etwas müde und verabschiedet sich.

Gegen Mitternacht wird es auch für mich Zeit, den Heimweg anzutreten. Ein Erlebnis, welches ich mit Sicherheit immer in Erinnerung behalten werde. Ich freue mich schon jetzt darauf, Rita und Hansueli auf der Alp «Sellamatt» zu besuchen.

Ein kleiner Auszug gibt’s hier: